04.07.2017
Seit Anbeginn speziell und einzigartig
Von Peter Jegen
Die Frage steht immer wieder im Raum: Was macht das am übernächsten Wochenende beginnende Weltfest des Pferdesports, CHIO Aachen, so speziell und einzigartig? Darauf angesprochen sagte Ludger Beerbaum einmal: «Es wurden ja schon viele Vergleiche bemüht, um Aachen zu beschreiben, ob nun Mekka oder Wimbledon des Pferdesports. Diese Atmosphäre, dieses ganze Flair der Turniertage, die besonderen Stadien, die Zuschauer – all das macht Aachen eben zu Aachen.» Wegen der Tradition und den Gegebenheiten also ist für den erfolgreichen Springreiter aus Riesenbeck der CHIO Aachen so speziell und einzigartig.
Um die Tradition des CHIO Aachen besser zu verstehen, hilft ein Blick zurück. Im «L’Anneé Hippique», dem 1943 erstmals erschienen Jahrbuch des Pferdesports, ist in der Ausgabe von 1967/68 zur 31. Austragung des CHIO Aachen nachzulesen: «Das Weltreitertreffen in der Soers nimmt in der Reihe der großen klassischen internationalen reiterlichen Begegnungen der Welt von Anbeginn einen hohen Rang ein. In jedem Jahr werden schriftlich oder mündlich neue Stimmen laut, die bekunden, dass dem Aachener CHIO der erste Platz gebühre.»
Der Verfasser des Berichtes von damals glaubte nicht, sich dem Verdacht einer übertriebenen nationalen Regung oder der Überheblichkeit auszusetzen, «wenn er dem Aachen-Laurensberger Rennverein und seinem hochverdienten langjährigen Präsidenten Albert Servais, Wiederbegründer des CHIO Bad Aachen nach dem letzten Kriege und Ehrenbürger seiner Heimatstadt, bescheinigt, dass es ihm auch diesmal wieder gelungen ist, seinem CHIO Charakter, Form und Inhalt eines wahren Weltfestes der Reiterei zu erhalten.» Beschrieben wird das Turnier vor 50 Jahren als eine «reiterliche Manifestation auf höchster internationaler Ebene, die über die rein sportliche Bedeutung hinaus mit ihrer weitreichenden Ausstrahlung einen nicht abzuschätzenden Beitrag zur Völkerverständigung und Völkerversöhnung leistet».
Dem ist noch immer so: Ob im Springen, in der Dressur, im Fahren, in der Vielseitigkeit, im Voltigieren – der sportliche Stellenwert des CHIO Aachen ist unvergleichlich hoch. Das ist Basis wie Voraussetzung dafür, dass mittlerweile Jahr für Jahr rund 350.000 Zuschauer aus aller Welt das offizielle Turnier der Bundesrepublik Deutschland in der Soers miterleben. Angesichts globaler Turnierserien hat sich der völkerverbindende Aspekt am Weltfest des Pferdesports indes verändert. Dass Sportpferde von Land zu Land und von Kontinent zu Kontinent reisen, ist heutzutage eine Selbstverständlichkeit. Ebenso gehören Equipen aus unterschiedlichsten Ländern zum gewohnten Bild in den Nationenpreisen, die medial direkt in deren Heimat übertragen werden. Entsprechend sind im Springreiten nach Aachen, Spruce Meadows (Kanada), Genf (Schweiz) und `s-Hertogenbosch (Niederlande) die Stationen im prestigeträchtigen „Rolex Grand Slam of Show Jumping“.
Die spezielle Präsentation von Ländern und deren Pferden findet in der Soers seit 2001 durch farbenprächtige wie berührende Bilder im Rahmenprogramm statt. Heuer sind die Niederlande das Partnerland, das seine Traditionen, seine Pferdezucht und damit auch seine imposanten Friesen vorstellt. Pferde begleiten die Menschen ja seit Jahrtausenden. Das Rahmenprogramm des CHIO Aachen macht das immer wieder aufs Neue deutlich – und trifft damit den Nerv der Zeit. Das Pferd ist Partner im Sport, in der Freizeit und natürlich noch immer auch bei der Arbeit. Und bei jeder Tätigkeit ist die Achtung vor dem Wohlergehen des Tieres entscheidend.
So machen der erstklassige Sport, das farbenprächtige Rahmenprogramm, die spektakuläre Eröffnungsfeier, der herzerweichende Abschied der Nationen, das CHIO Aachen-Village mit all den schmucken Verkaufsständen das Turnier zu einem facettenreichen Event. Zu einem Event, das emotional auf verschiedensten Ebenen berührt, Menschen von nah und fern einbindet und zusammenführt, dank neuster Technologie sogar die direkte Interaktion mit jedem einzelnen Besucher erlaubt. Im Pferdesport ist das einmalig.
«Die Initianten des Aachen-Laurensberger Rennvereins selbst nehmen solches Lob gewiss dankbar zur Kenntnis, aber nicht ohne sich der ihnen damit auferlegten großen Verpflichtung bewusst zu sein, das heißt, nichts zu unterlassen, was nötig ist, in jedem Jahr von neuem in Ehren zu bestehen». Diese Feststellung ist 50 Jahre alt, sie ist im «L’Anneé Hippique» zum CHIO von 1967 nachzulesen. Noch heute hat das damals Geschriebene seine Gültigkeit. Tradition wird beim CHIO Aachen gepflegt und im Wissen um die überlieferten Werte verantwortungsbewusst weiter entwickelt. Auch das macht den CHIO Aachen in der Soers so speziell und einzigartig.
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