21.09.2023

Rundum glücklich

Erstmals seit 2019 war die dreifache Olympiasiegerin Charlotte Dujardin wieder in der Soers am Start. Wir haben mit der sympathischen Britin über die Faszination Aachen, ihre Ausbildungsphilosophie und ihre Pferde gesprochen und erfahren, wie sehr ihre kleine Tochter Isabella Rose ihr Leben verändert hat.

Großbritannien war in diesem Jahr das Partnerland des CHIO Aachen. Wie besonders war es, auf dem Gelände in der Aachener Soers so viel britisches Flair zu erleben?

Zuerst einmal ist es immer eine große Ehre und ein Privileg, in Aachen dabei zu sein. Die Bedingungen sind unfassbar gut, die Atmosphäre ist wirklich spektakulär und die Zuschauer, die hierherkommen, um uns Sportler zu unterstützen, sind einfach unglaublich. Dieses Turnier in diesem Jahr im britischen Look zu erleben, war natürlich ganz besonders. Die Household Cavalry war da und wir alle haben uns sehr gefreut, dass auch Ihre Königliche Hoheit, Prinzessin Anne, dabei gewesen ist. All‘ das hat es für mich noch ein bisschen schöner gemacht, nach vier Jahren wieder hierher zurückzukehren.

 

Im März haben Sie Ihre Tochter Isabella Rose zur Welt gebracht. Wie sehr hat sich Ihr Leben seitdem verändert?

Einfach alles hat sich verändert. Jetzt, wo ich Mutter bin, haben sich meine Prioritäten komplett verschoben. Meine Tochter ist das größte Glück, das mir je widerfahren ist. Ich liebe es so sehr, Zeit mit ihr zu verbringen. Und ich fühle mich angekommen und so gesegnet, jetzt meine eigene kleine Familie zu haben. Das ist es doch, worauf es im Leben ankommt.

 

Ihre Tochter und auch Ihr Partner Dean Golding haben Sie in Aachen begleitet …

Ja, natürlich. Es ist so besonders für mich, die beiden um mich zu haben. Früher bin ich zu einem Turnier gefahren und ich habe mich von nichts ablenken lassen. Da war ich komplett fokussiert. Jetzt möchte ich beides unter einen Hut bringen. Ich möchte die beste Mutter für meine Tochter sein und gleichzeitig auch die Sportlerin, die weiterhin in der Weltspitze mitmischt. Dabei geht es aber nicht mehr nur um mich, sondern um uns als Familie. Ich möchte sie stolz machen.

 

Mit Ihren Leistungen im Deutsche Bank Stadion ist Ihnen das ganz bestimmt gelungen. Erzählen Sie etwas zu Ihrem Top-Pferd Imhotep. Was ist er für ein Typ?

Imhotep ist noch ein sehr junges und unerfahrenes Pferd. Auch wenn er im vergangenen Jahr bereits an den Weltmeisterschaften teilgenommen hat, darf man nicht vergessen, dass er jetzt erst 10 Jahre alt ist. Daher bin ich überglücklich, wie er mit der Atmosphäre hier zurechtgekommen ist, beim größten, besten Reitturnier der Welt. Er hat so viele Highlights und gewinnt aktuell immer mehr an Kraft und Ausdruck. Ich setze große Hoffnungen in ihn. Für mich ist er das Pferd mit den besten Bewegungen, auf dem ich jemals gesessen habe.

 

Es heißt, er hat jede Menge Energie …

Oh ja, das hat er (lacht). Als junges Pferd hat er jeden runterge-schmissen. Das ist auch der Grund, warum er zuhause mit einem Freund im Offenstall lebt. Er braucht einfach viel Bewegung.  Dann ist er happy.

Mit Ihrer Nachwuchshoffnung Times Kismet haben Sie in Aachen in der Kleinen Tour gleich zweimal die Ehrenrunde angeführt. Ist sie ebenfalls ein Pferd mit Championats-Qualitäten?

Auf jeden Fall. Sie gibt mir ein magisches Gefühl. So ein Pferd zu reiten ist ein Traum. Sie ist sehr, sehr elastisch, elegant, leichtfüßig, eine richtige Ballerina eben. Ich habe sie schon seit sie gerade fünf geworden ist. Wir kennen uns also schon sehr lange und sind den Weg bislang gemeinsam gegangen. Daher ist unsere Bindung sehr innig.

 

Sie haben schon so viele Pferde erfolgreich in den Grand Prix-Sport gebracht. Ist diese enge Bindung etwas, auf das Sie bei der Ausbildung besonderen Wert legen?

Ja, genau. Für mich ist es wichtig, eine Partnerschaft mit dem Pferd aufzubauen. Das ist auch der Grund, warum ich es liebe, junge Pferde auszubilden, denn nur so kann diese ganz besondere Verbindung zu seinen Sportpartnern entstehen. Mit der Zeit werden sie zu deinen besten Freunden und lernen, dir grenzenlos zu vertrauen. Für mich ist das mit jedem Pferd aufs Neue eine ganz spannende Reise und auch das, was meine Arbeit so besonders macht.

 

In diesem Jahr werden Sie noch einmal nach Aachen zurückkehren. Im September geben Sie auf dem CHIO Aachen CAMPUS Ihre erste Masterclass in Deutschland. Das ist etwas ganz Besonderes für uns. Auch für Sie?

Ja, natürlich. Ich habe schon an vielen Orten der Welt eine Masterclass gegeben, aber noch nie in Deutschland. Ich liebe es, zu erklären, was ich tue, wie ich es tue und ich denke, es ist interessant für die Menschen zu sehen, wie sich junge Pferde bis hin zum Grand Prix-Niveau entwickeln.