Von St. Georg-Chefredakteur Jan Tönjes

Die Wiederholungstäterin
Wie sang dereinst Britney Spears? „Ooops I did it again“, frei übersetzt, „huch, ich habe es schon wieder getan.“ Ob Fine Lady dieses Lied auf den Lippen hatte als sie im Turkish Airlines Preis von Europa unterwegs war, weiß wohl nur ihr Reiter Eric Lamaze.

Fakt ist: Sie hat es wieder getan. Wie im Vorjahr siegte sie in der prestigeträchtigsten Prüfung des Aachener Mittwochs. Nun ist Fine Lady, die von Holger Wulschner in den Sport gebracht wurde, weiß Gott kein unbeschriebenes Blatt. Ihr Reiter Eric Lamaze ist Fünfter der aktuellen Weltrangliste, die 14-jährige Hannoveraner Stute ist sein bestes Pferd im Stall. Absoluter Höhepunkt der bisherigen gemeinsamen Karriere: Bronze in der Einzelwertung bei den Olympischen Spielen von Rio.

Geplant war das eigentlich aber alles ganz anders. Fine Lady war für die Tochter des Sponsors von Eric Lamaze, als Speedpferd. Denn schnell konnte sie schon immer. „Speedpferd“ das ist eine Bezeichnung unter Springreitern, die man etwas verstehen muss. „Ein gutes Speedpferd“, das ist erstmal eine positive Aussage. Heißt aber auch im Umkehrschluss: kein Championatspferd, nicht für die ganz schwere Tour, eher 1,50/1,55 Meter-Springen aber dann Vollgas.

Der Kauf war eine Fehlinvestition, die Tochter war eher etwas zu viel für die zarte Stute. „Also habe ich mich dann mal drauf gesetzt“, sagt Eric Lamaze. Und schon bald stellte sich heraus, dass die vermeintliche Fehlinvestition doch wohl mehr war als „nur“ ein Speedpferd. Im vergangenen Jahr hatte Lamaze nicht nur den Turkish Airlines Preis von Europa sondern zwei Tage später auch den Preis von Nordrhein-Westfalen gewonnen. Auf den Rolex Großen Preis von Aachen hatte er verzichtet, „wir waren ja kurz vor Olympia“. Diese Zurückhaltung spart er sich in diesem Jahr. Und sieht man in die Gesichter der Konkurrenten bei der Nennung des Namens Fine Lady, dann stößt man auf eine Mischung aus Hochachtung und Respekt. Am Sonntag wissen wir mehr.