20.07.2017

Den CHIO Aachen direkt vor der Wohnungstür

Von Peter Jegen

Natürlich stehen da auch Wohnwagen mit gelben Nummernschildern. Die Niederlande als Partnerland des CHIO Aachen sind aber nicht der einzige Grund dafür, das Weltfest des Pferdesports aus einer mobilen Behausung heraus hautnah zu erleben. Diese Möglichkeit gibt es schon seit Jahren.

Und für die Grooms, die Pferdepfleger der weltweit besten Spring- und Dressurreiter, gehört das Campieren bei Turnieren ebenso zum Berufsalltag wie für die Teams im Gespannfahren. Sind die Vierbeiner in den Turnierboxen eingestallt, wohnen die Zweibeiner in den mit luxuriösen Wohnabteilen ausgebauten Transportern.

«Wenn der Schuh drückt, suche ich eine Lösung», sagt Georg Pohen. Schon vor über einem Jahrzehnt wurde der Landwirt angefragt, ob er in seinem Gut Kuckesrath, das in der Soers direkt neben dem Start der Geländeprüfung des Gespannfahrens und der Vielseitigkeit liegt, nicht einige Hindernisrichter einquartieren könne. Gefragt, getan. Zusammen mit dem Aachen-Laurensberger Rennverein entstand die Idee, einen Platz für Wohnwagen und Wohnmobile bereitzustellen, ebenso für Lastwagen der diversen Aussteller auf dem CHIO-Gelände.

Die Möglichkeit, in Gehdistanz zum Hauptstadion zu campieren, sprach sich schnell herum. «Jetzt haben wir auch einige Gäste», sagt Pohen, während er an seinem großen Holztisch vor seiner Haustüre die Nummernschilder zweier Neuankömmlinge notiert. Es handelt sich wie fast immer um Stammgäste. Sie wissen, wie alles funktioniert: 30 Euro pro Nacht zahlen, die Quittung im Wagen gut sichtbar hinter eine Scheibe legen, auf den zugewiesenen Standplatz fahren – und dann nur noch genießen. Wie auf einem ordentlichen Campingplatz gibt es Strom und Wasser, fix eingerichtete Duschen und Toiletten. Das ganz spezielle CHIO Aachen-Ambiente gibt es indes nur hier. Vielseitigkeitsreiter und Gespanne galoppieren und fahren direkt vor der Wohnwagentür vorbei.

Mittendrinn statt nur dabei geht in Sachen Camping beim CHIO freilich noch viel besser. Für die Pferdepfleger ist das Übernachten in mobilen Behausungen Berufsalltag. Diese rollenden Wohnungen stehen mitten auf dem Turniergelände. «Das ist wunderbar und sehr praktisch», sagt Armando Jacobo, während die Oldenburger Schimmelstute Caruschka friedlich neben ihm beim Grasen ist. Der Brasilianer ist Groom bei Eduardo Menezes und hat keinen Grund zum Klagen. Caruschka hat am Dienstag das Eröffnungsspringen des CHIO gewonnen, und schon vor dem Turnier kaufte sein Chef einen ganz neuen Pferdetransporter. Das geht mit hohen sechsstelligen Summen zwar wacker ins Geld, doch ein sogenannter Horsetruck wie jener der Marke Stephex, der im Aachen-Village ausgestellt ist, bietet dafür immer und überall jeden erdenklichen Luxus. Da kauft man mit einem Lastwagen für den Pferdetransport zugleich auch eine Fünfsterne-Unterkunft – und spart sich fortan die Kosten für teure Hotels.

«Küche, Bad, Dusche, Toilette, Wohn- und Schlafbereich, TV, Kühlschrank», zählt Armando Jacobo die Annehmlichkeiten seiner Unterkunft auf. Sichtlich stolz sagt er zudem, bei ihm würde es sogar eine Klimaanlage geben. Der Brasilianer ist das erste Mal als Groom beim CHIO in Aachen. Dass hier der Schutz vor Regen mitunter wichtiger als der Schutz vor Hitze ist, kann er im Gegensatz zu den erfahrenen Campern bei Bauer Pohen noch nicht wissen. Die haben um ihr Vorzelt vorsorglich schon einen Wassergraben gezogen.

Camping beim CHIO Aachen Foto: CHIO Aachen / ALRV

Camping beim CHIO Aachen Foto: CHIO Aachen / ALRV