19.09.2021
Daniel Deußer gewinnt Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen
Endlich! Nach zwei zweiten Plätzen hat Deutschlands derzeit bester Springreiter Daniel Deußer den mit einer Million Euro dotierten Rolex Grand Prix beim CHIO Aachen gewonnen.
Die besten Reiter der Welt hatten es ins Stechen geschafft, darunter Olympiasieger Ben Maher aus Großbritannien, Scott Brash, der Schotte konnte als bislang einziger Reiter der Welt den Rolex Grand Slam of Show Jumping gewinnen, und die Neuentdeckung des Turniers, der junge US-Amerikaner Brian Moggre. Im Sattel von Killer Queen gelang Daniel Deußer ein fehlerfreier Ritt, in 41,85 Sekunden war er haarscharf flotter als Brian Moggre (42,16). Auf Platz 3 landete Gregory Wathelet aus Belgien.
Was für eine Stimmung in der Arena vor den Toren der alten Kaiserstadt Aachen. Die Zuschauer stehen auf ihren Sitzen, jubeln, applaudieren und feiern Daniel Deußer, der es endlich, endlich geschafft hat. Zweimal schon wurde er Zweiter im Rolex Grand Prix, „nichts wollte ich mehr, als auf dieser Tafel zu stehen“, so Deußer. „Das hier ist Aachen, der Rolex Grand Prix, hier willst Du einmal in Deinem Leben gewinnen.“ Nun hat er es geschafft, und endlich steht es auf der Siegertafel: Daniel Deusser, GER.
Da standen die beiden nun während der Siegerehrung mitten auf dem heiligen Rasen der Aachener Soers, Killer Queen eingehüllt in ihre Siegerdecke in Rolex-Grün, Daniel Deußer mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Und vor ihnen thronte der Pokal auf seinem Sockel und funkelte silbern in der Sonne. „Ob da wohl Möhren drin sind?“, mag die Queen sich gefragt haben und schnupperte vorsichtig an ihrem Ehrenpreis. Plumps, fiel der Pokal zu Boden. Killer Queen machte einen erschreckten Satz zurück und Daniel Deußer schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Eine kleine Episode am Rande eines großen Tages in der Karriere der Nummer eins der Weltrangliste. Daniel Deußer hat in seinem Leben schon viele große Siege gefeiert. Aber wie er sagte: „Es war mein großes Ziel, eines Tages hier in Aachen zu gewinnen. Ein paarmal war ich sehr nah dran und nun heute habe ich endlich gewonnen. Ehrlich gesagt ist das ein sehr emotionaler Moment. Dies ist definitiv einer der schönsten Siege meiner Karriere.“
Der Weg dorthin war lang, zwei Umläufe und ein Stechen. Und ein erlesenes Starterfeld mit einigen der besten Reiter der Welt, etwa dem Olympiasiegerpaar Ben Maher und Explosion W, den Team-Silbermedaillengewinnern von Tokio, Laura Kraut und Baloutinue, nicht zu vergessen Scott Brash, dem bislang einzigen Sieger des Rolex Grand Slam, und vielen mehr.
Von Parcours eins an cruisten Daniel Deußer und Killer Queen durch die Soers: Jede Distanz genau passend, kein Ziehen, kein Drücken, einfach schönes Reiten. Die Stute spitze ihre Ohren, stellte auf Empfang und los ging’s. Dann das Stechen. Die beiden mussten als erste in den Parcours. Die Uhr stoppte bei 41,85 Sekunden. „Das wird nicht reichen“, war auf der Tribüne zu vernehmen. Doch die Zweifler hatten Killer Queens langen Galoppsprung unterschätzt.
Ein Reiter nach dem anderen versuchte, Deußers Zeit zu unterbieten. Bei Belgiens Jérôme Guery und Quel Homme du Hus, die Bronzemedaillengewinner mit dem Team von Tokio, fiel gleich die erste Stange. Ihre Teamkollegen der Olympischen Spiele, Gregory Wathelet und Nevados S, waren als nächste dran: null. Aber die Zeit reichte nicht. Obwohl Wathelet seinen Schimmel auf den langen Galoppstrecken definitiv schnell gemacht hatte: 42,83 Sekunden.
Dann Laura Kraut. Dass ihr Baloutinue ein geniales Pferd ist, demonstrierte der Hannoveraner zuletzt mit der fehlerfreien Runde im Mercedes-Benz Nationenpreis, die den USA den Sieg einbrachte. Die beiden waren schnell, sehr schnell: 41,08 Sekunden. Aber der Wallach wischte über eine Stange und Krauts Traum vom Eintrag auf der Siegertafel fiel mit der Stange auf den Rasen.
Applaus brandete auf, als Ben Maher und Explosion W das Stadion betraten. Und der Fuchs breitete seine Flügel aus und flog los. Schon beim ersten Hindernis ging ein Raunen durchs Publikum. Ist dieses Pferd eigentlich von dieser Welt? Er springt wie Pegasus. Dass auch Explosion ein Sterblicher ist, zeigte sich wenige Hindernisse später: Abwurf. Die Zeit hätte gereicht, 40,67 Sekunden.
Als nächstes dann der „Master of Faster“, Scott Brash. Der Schotte ließ seinen Hello Jefferson noch einmal zulegen, ehe er Hindernis Nummer eins in Angriff nahm. Einstimmen auf das, was kommt. Doch am Ende hatten die beiden nicht nur einen Abwurf, sondern waren auch deutlich langsamer als Deußer mit 44,03 Sekunden.
Was Deußer in dem Moment dachte, als Stange um Stange fiel? „Um ehrlich zu sein, habe ich mich gefreut“, antwortete er später mit entwaffnendem Lächeln. Ist ja auch nachvollziehbar.
Aber aufatmen konnte er noch nicht. Denn einer fehlte ja noch: Brian Moggre, 20 Jahre jung, auf seinem Balou du Reventon. Es passte nicht immer ganz so ideal wie bei Deußer, aber der Hengst machte alles möglich für seinen Reiter und als die beiden auf den Rolex Oxer zuschossen, das letzte Hindernis, gellten Pfiffe aus dem Publikum, die die beiden anfeuerten. Doch es reichte nicht ganz. Bei 42,16 Sekunden stoppte die Uhr. Standing Ovations für diesen jungen Mann, der die Zügel wegwarf und Balou du Reventon um den Hals fiel. Das Publikum konnte sich kaum entscheiden, für wen es sich mehr freuen sollte – für diesen jungen Amerikaner, der zum ersten Mal in der Soers am Start war, oder für Daniel Deußer, der zweimal Vierter und zweimal Zweiter war, und der es nun zum ersten Mal in seiner Karriere geschafft hat, einen Rolex Grand Prix zu gewinnen.
Daniel Deußer später: „Anfangs dachte ich, es ist ein Nachteil als erster zu reiten, weil ich keinen sehen konnte und nicht wusste nicht, wie viele Galoppsprünge zu reiten sind. Aber ich habe mich einfach an meinen Plan gehalten und so Druck auf die anderen ausgeübt.“ Dass das funktioniert hat, „ein wahrgewordener Traum“, wie er sagte. „ Wir hatten ein fantastisches Turnier hier, sogar mit nur der Hälfte der Zuschauer war es ein großartiges Erlebnis.“
Brian Moggre: „Ich bin außer mir vor Freude. Ich habe davon geträumt, in Aachen zu starten seit ich ein kleiner Junge war. Ich habe es mir immer im Fernsehen angeschaut. Balou hat es für mich nicht nur zu einer positiven Erfahrung gemacht, es war eine unglaubliche Erfahrung.“ Gregory Wathelet kennt das Gefühl, mit dem Daniel Deußer nun den Heimweg antritt. Er hatte es 2017, als er mit Corree den Rolex Grand Prix gewann. Heute wurde es Rang drei mit Nevados S. „Natürlich möchte ich meinen Namen nochmal an der Wand stehen sehen. Aber ich bin super glücklich mit meinem Pferd. Er war super. Er ist wieder drei fehlerfreie Runden gesprungen. Zwei andere Reiter waren heute besser als ich. So ist das Leben!“
Für Daniel Deußer beginnt nun sein persönlicher Rolex Grand Slam of Show Jumping, diese wohl größten Herausforderung, die der internationale Pferdesport zu bieten hat. Daniel Deußer ist nun Titelanwärter, nächster Halt: Genf!
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