15.07.2017
Kraft, Athletik, Brüsewitz
Die Entscheidung bei den Herren im Preis der Sparkasse beim CHIO Aachen 2017 geriet zu einer rein deutschen Angelegenheit. Am Ende wiederholte Thomas Brüsewitz seinen Sieg aus dem Vorjahr – trotz einem Patzer in der Kür.
Mit einem Sieg in der abschließenden Kür war Thomas Brüsewitz der Preis der Sparkasse 2017 nicht mehr zu nehmen. 8,071 Punkte hatte er nach allen drei Wertungen auf dem Konto. Seine Kür zum Sieg turnte er heute als gäbe es so etwas wie Schwerkraft überhaupt nicht. Einen wackeligen Moment gab es jedoch, als Brüsewitz nach einem gewagt hohen Sprung nicht ganz sicher auf dem Rücken seines Bigstar landete. Aber wie Bundestrainerin Ursula Ramge sagt: „Inzwischen ist Thomas mental so stark, dass er sich auf jede Situation einstellen kann.“ So turnte der 23-Jährige sein Programm fehlerfrei zu Ende.
„Thomas ist ein toller Athlet“, lobte die Bundestrainerin ihren Schützling. „Bei ihm kommen Kraft und Beweglichkeit zusammen, das ist gerade bei den Männern nicht selbstverständlich.“ Außerdem seien Voltigierer, Pferd und Longenführerin Irina Lenkeit noch stärker zusammengewachsen und zu einer wirklich harmonischen Einheit geworden, sprach Ramge ein Thema an, das beim Voltigieren oft vergessen wird. Das Motto von Brüsewitz‘ Kür war übrigens recht ausgefallen. Er ist ein großer Michael Jackson-Fan und hat sich eine Musik ausgesucht, die erst nach dem Tod des King of Pop veröffentlicht wurde und eher unbekannt ist: „Blue Gangsta“.
Platz zwei in der Kür und in der Gesamtwertung ging an Erik Oese auf Calvador, longiert von Andreas Bäßler. Nach Rang fünf in der Pflicht trumpfte der hochgewachsene Oese, der im September seinen 30. Geburtstag feiert, in der Technik auf. Und seine Kür zu dem Thema „Geist“ war eine Augenweide. So elegant, geschmeidig und ausdrucksstark wie der Gymnasiallehrer aus Radebeul bewegen sich nur ganz wenige. Als er passend zu Knackgeräuschen in der Musik seinen „Geisterkopf“ zurechtrückte, rutschte so manchem Zuschauer kurzfristig das Herz in die Hose. Ist ja glücklicherweise nur Show! 8,501 Punkte erhielt Oese für seine Kür. Zusammen mit den anderen Ergebnissen kam er in Summe auf 7,999 Zähler.
Das genügte, um Viktor Brüsewitz auf Don Filippo B mit Longenführerin Lisa Borgmann auf Abstand zu halten. Heute in der Kür wurde es „nur“ Rang fünf für das Kraftpaket im deutschen Aufgebot. Aber mit zwei dritten Plätzen aus Pflicht und Kür im Rücken konnte Viktor Brüsewitz – übrigens der ältere Bruder des Siegers – seine Position verteidigen. Wenn auch knapp. Der Schweizer Lukas Heppler kam auf Cairo (Longe: Petra Cinerova) nach drei vierten Plätzen bis auf zwei hundertstel Punkte an Brüsewitz heran und wurde Vierter. Heppler kam auf 7,798 Zähler, Brüsewitz auf 7,800.
Der vierte deutsche Herr der Prüfung, Jannik Heiland, Trainingspartner der Brüsewitz-Brüder, musste sich auf Highlander (Longe: Winnie Schlüter) mit Rang fünf zufrieden geben. Was bitter ist, denn ein Sturz am Ende eines eigentlich tollen gestrigen Technikprogramms war vor allem dies: Pech. Nach der Pflicht war Heiland noch Zweiter gewesen. Doch nach dem Sturz fiel er auch in der Gesamtwertung nach hinten und konnte heute den Rückstand trotz der drittbesten Kür nicht mehr aufholen.
Alles in allem hatten nicht nur Sportler, sondern auch Trainer allen Grund, mit dem bisherigen Wettkampf äußerst zufrieden zu sein: „Unsere Leute haben die Messlatte über alle Prüfungen sehr hoch gelegt“, fasste Ursula Ramge ihre Eindrücke aus Bundestrainersicht zusammen. Morgen geht es noch einmal um den Nationenpreis. Fest steht bereits jetzt, dass das Team NORKA vom VV Köln-Dünnwald Team Deutschland I werden wird und Neuss-Grimlinghausen ist Deutschland II. Welche Einzelvoltigierer in welchem Team starten, wird morgen bekannt gegeben.
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