18.07.2019

Weltmeisterinnen gewinnen Preis der Familie Tesch, Deutschland führt im Lambertz Nationenpreis

Dressurkönigin Isabell Werth ist auf dem besten Weg, zum dritten Mal in Folge und zum 13. Mal insgesamt den Großen Dressurpreis von Aachen zu gewinnen. Den Grundstein legte sie heute mit ihrer Weltmeisterin Bella Rose im Grand Prix um den Preis der Familie Tesch, zugleich erste Wertungsprüfung im Lambertz Nationenpreis.

Mit sensationellen 82,783 Prozent gewannen die Mannschafts- und Einzelweltmeisterinnen Isabell Werth und Bella Rose den Grand Prix um den Preis der Familie Tesch. Platz zwei ging an die Deutschen Meister, Dorothee Schneider und Showtime, mit 80,609 Prozent. Zu ihrer eigenen Überraschung fand sich die dreifache Olympiasiegerin Charlotte Dujardin mit Zweitpferd Erlentanz auf dem dritten Platz wieder. Ihr Ergebnis: 79,152 Prozent.

 

Der Auftritt von Isabell Werth und Bella Rose war aus einem Guss. Lediglich in den fliegenden Wechseln von Sprung zu Sprung hatten sie Aussetzer. „Überflüssig wie ein Kropf“, ärgerte sich die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten. Aber nur kurz. Die Freude über den gelungenen Auftritt überwog bei weitem: „Das war eine tolle Prüfung! Die Stute war hochgradig konzentriert. Ich bin super zufrieden!“ Dazu hatte sie allen Grund. Zumal Bundestrainerin Monica Theodorescu auf den Fehler in den Einerwechseln angesprochen abwinkte: „Das fällt nicht ins Gewicht angesichts der super Piaffe- und Passagetour.“ Dafür, wie auch für die Übergänge sowie Sitz und Einwirkung der Reiterin, gab es mehrfach die Höchstnote 10,0.

 

Die konnten die Richter an diesem Tag noch mehrfach zücken, z.B. auch bei der vor einem Monat mit dem Titel „Reitmeisterin“ gekürten Dorothee Schneider auf ihrem Mannschaftsolympiasieger Showtime. Nach Aachen 2018 hatte der nun 13-jährige Hannoveraner Sandro Hit-Sohn lange pausieren müssen. Erst dieses Frühjahr konnte er wieder die ersten Turniere gehen. Die lange Abstinenz hat ihm nicht geschadet. Schon in Balve bei den Deutschen Meisterschaften präsentierte sich ein brillant aufgelegter Showtime, und die Form konnte er auch heute abrufen. Dorothee Schneider sagt: „Showtime ist erwachsen geworden, selbstbewusster.“ Auch habe er ihr heute besser zugehört als noch im vergangenen Jahr, sei sehr konzentriert gewesen. Nicht mal ein lautes Geräusch – wahrscheinlich eine umgefallene Flasche auf der Tribüne – konnte die beiden aus dem Konzept bringen. Doof war nur, dass das ausgerechnet während der doppelt zählenden Traversale passierte. Showtime zuckte kurz zusammen, war aber gleich wieder bei der Reiterin. Doch das kostete ein paar Punkte – ebenso wie ein kurz gesprungener Einerwechsel. Doch es überwogen die Höhepunkte wie Passagen, der starke Schritt, Piaffen, Übergänge und überhaupt der frische, motivierte Eindruck, den der Wallach machte.

 

Zum ersten Mal seit den Europameisterschaften 2015 war Großbritanniens Dressur-Darling Charlotte Dujardin wieder im Deutsche Bank-Stadion am Start. Und noch immer staunt sie, wie sehr die Reiter im Viereck die Zuschauer auf der Tribüne spüren können. Wie sie jedes Luft Anhalten mitbekommen, jedes noch so verhaltene Aufseufzen bei einem kleinen Schnitzer registrieren. Für ihren diesjährigen Auftritt in Aachen hat Charlotte Dujardin den Trakehner Erlentanz im Gepäck. Aachen wird das letzte gemeinsame Turnier für das Paar sein. Der zwölfjährige Latimer-Sohn gehört einem Schüler von Charlotte Dujardin und deren Mentor Carl Hester: Sonnar Murray Brown. Mit ihm ging Erlentanz im vergangenen Jahr seine ersten Grand Prix-Prüfungen und der wird „Erly“ nach Aachen auch wieder übernehmen. Er hatte Charlotte Dujardin gefragt, ob sie sein Pferd auf Turnieren reiten könnte, weil er selbst wegen eines gebrochenen Beines länger pausieren musste. Dujardin sagte sofort zu. Seither haben sie in England bei drei Turnieren drei Prüfungen gewonnen, aber noch nie mit einem Ergebnis wie heute, 79,152 Prozent, persönlicher Rekord! Dabei hatte Dujardin eigentlich gar keine großen Erwartungen: „Ich wusste ja, dass die Deutschen hier mit ihren besten Pferden am Start sind. Erlentanz ist ein tolles Pferd, aber damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Ich wollte einfach dieses tolle Turnier genießen.“

 

Ganz knapp setzten Dujardin und Erlentanz sich vor Jessica von Bredow-Werndl und Dalera BB, die mit genau 79 Prozent Vierte wurden. Absolutes Highlight auch bei diesen beiden: die Piaffe-Passage-Tour! Kleinigkeiten wie ein zu frühes Halten und ein nicht ganz gleichzeitig gesprungener fliegender Wechsel in den Zick-Zack-Traversalen kosteten Punkte. Aber alles in allem hatte Jessica von Bredow-Werndl vor allem eines zu sagen: „Die Stute ist der Wahnsinn! Sie ist eine Maschine im positivsten Sinne!“

 

Die einzige deutsche Mannschaftsreiterin bei der es heute nicht rund lief, war Helen Langehanenberg. Ihr Damsey war heute morgen wohl mit dem linken Huf aufgestanden, blockierte vor den Piaffen, blieb stehen und ließ sich erst nach energischer Aufforderung motivieren, doch noch einige Piaffe-Tritte zu zeigen. Mit 71,239 Prozent landete das Paar abgeschlagen auf dem 18. Platz. Trost gab es von den Mannschaftskollegen. Isabell Werth: „Das hat sie super gemeistert, Hut ab vor dieser Leistung!“ Und auch Bundestrainerin Monica Theodorescu war voller Verständnis: „Helen hatte leider Pech. Aber das gehört zu unserem Sport dazu. So etwas hatten wir alle schon mal.“ Sie muss es wissen. Schließlich gehörte sie selbst jahrelang zu den besten Dressurreitern der Welt und ihr Name steht auch auf der Tafel der Sieger im Großen Dressurpreis von Aachen.

 

Nicht minder erfolgreich ist Monica Theodorescu als Trainerin. Mit 242,392 Punkten führt Deutschland im Lambertz Nationenpreis mit Weile vor dem dänischen Quartett mit 228,174 Punkten und dem US-Team mit 225,392 Punkten. Es wäre der sechste Sieg der Deutschen im Lambertz Nationenpreis unter der Ägide von Monica Theodorescu, die im September 2012 ihr Amt antrat. Die Entscheidung im Nationenpreis fällt nach der zweiten Wertungsprüfung am Samstag, dem Grand Prix Special um den MEGGLE Preis.

Sabine und Siegward Tesch sowie ALRV-Aufsichtsratmitglied Stefanie Peters gratulieren Isabelle Werth.

Sabine und Siegward Tesch sowie ALRV-Aufsichtsratmitglied Stefanie Peters gratulieren Isabelle Werth.

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Isabell Werth im Preis der Familie Tesch nicht zu schlagen