18.09.2021
„Balsam auf der Seele“ – Stimmungsvoller Geländeritt
Start-Ziel-Sieg für die Briten und historischer Erfolg für US-Reiter William Coleman im SAP-Cup
Die Stimmung: Fantastisch. Die Sportler: Begeistert. Der Sport: Großartig. Für die Vielseitigkeitsreiter ging es im SAP-Cup heute ins Gelände. Dort konnten die Briten ihre derzeitige Vormachtstellung bestätigen und der US-Reiter William Coleman die Statistiker glücklich machen.
Prüfungssponsor SAP hat nämlich zusammen mit Equi Ratings das SAP Prediction Center entwickelt, das Gewinnwahrscheinlichkeiten auf Basis historischer Erfolge errechnet. Und Zahlen lügen bekanntlich nicht. Das System sagte mit 26-prozentiger Wahrscheinlichkeit den Sieg von William Coleman voraus. Das war die höchste Wahrscheinlichkeit aller Teilnehmer. Und so kam es denn auch. Die Zeit war es, die heute über Wohl und Wehe in der Rangierung entschieden hat. Coleman war mit zwei Sekunden über der erlaubten Zeit der Schnellste im Cross und schob sich so von Rang drei nach Dressur und Springen an den beiden bis dato führenden Britinnen vorbei an die Spitze des Feldes. Er ist damit der erste US-Amerikaner seit Einführung des SAP-Cups 2007, der seinen Namen auf der Siegertafel neben dem Einritt verewigt sehen wird. Ein ganz besonderes Gefühl: „Die Namen, die da oben stehen, sind die größten in unserem Sport. Ich schätze mich sehr glücklich, da nun auch stehen zu dürfen. Ich bin überwältigt!“
Mit seinem Pferd, dem mächtigen Iren Off the Record, verbindet Coleman übrigens eine, nun sagen wir mal spezielle Beziehung, wie man seinen Erzählungen entnehmen kann: „Off the Record ist einzigartig. An manchen Tagen holt man ihn aus dem Stall und es ist, als reite man einen Küchentisch. Aber einen Küchentisch mit Turbomotor. Was ihn so besonders macht, ist sein Einsatz. Ich habe eine Weile gebraucht, um das herauszufinden. Aber wenn er so voller Energie ist, ist es schwierig mit ihm. Er kann dann bocken und steigen. Aber das ist nicht bösartig. Das zu erkennen, hat uns geholfen.“ Und sicherlich auch, dass der Wallach im Gelände ein Ventil für seinen Turbomotor gefunden hat, wie er heute einmal mehr demonstrierte.
Mannschaftswertung
Die siegreiche britische Mannschaft setzte sich aus zwei Aachen-Newcomern zusammen, Emilie Chandler im Sattel von Gortfadda Diamond („Ich wusste nicht so recht, was mich in Aachen erwartet, aber meine Erwartungen wurden in jeder Hinsicht übertroffen.“) und Kirsty Chabert auf Classic VI sowie zwei Paaren mit Erfahrung in der Soers, Laura Collett und allen voran Zara Tindall, die hier ja 2006 Weltmeisterin geworden war. Collett setzte für die Mannschaft auf Mr. Bass und hatte mit Dacapo zudem noch ein zweites Eisen im Feuer. Zara Tindall saß im Sattel des zwölfjährigen Iren Class Affair.
Wie gut die Briten als Team unterwegs waren, zeigen ihre Einzelergebnisse: Emilie Chandler und Gortfadda Diamond belegten Rang drei, Collett und Mr. Bass wurden Vierte (und mit ihrem Zweitpferd Dacapo belegte die Mannschaftsolympiasiegerin zudem Rang zwei in der Einzelwertung). Zara Tindall und Class Affair arbeiteten sich im Gelände auf Rang 18 vor. Und Kirsty Chabert war als Overnight Leaderin der Gesamtwertung als letzte auf die Strecke gegangen und sah bis Hindernis 22 noch aus, wie die einzige Reiterin, die es innerhalb der erlaubten Zeit ins Ziel schafft. Doch am STAWAG Komplex brach Classic VI aus und leistete sich einen von insgesamt nur drei Vorbeiläufern heute. Damit lieferten die beiden heute das Streichergebnis als 23.
William Colemans Heldenstück zusammen mit Rang zehn von Tamra Smith auf Mai Baum und Platz 16 von Ariel Grald im Sattel von Leamore Master Plan bescherte den USA Rang zwei. Streichergebnis war hier Sydney Eliott mit QC Diamantaire, für die es Rang 26 wurde.
Auf dem dritten Platz fanden sich die Iren wieder mit Elizabeth Power im Sattel von Azure (Einzel 9.), Cathal Daniels mit Rioghan Rua (13.), Joseph Murphy und Calmaro (17.) sowie Sam Watson auf Ballybolger Talisman als Streichergebnis (35.).
Das deutsche Team belegte in der Endabrechnung Platz fünf der sechs Mannschaften. Das beste Einzelergebnis lieferten Andreas Ostholt und Corvette auf Rang fünf. Auch wenn es sportlich nicht ganz wie erhofft lief, zeigten sich die Deutschen begeistert: „Hier zu reiten, von diesem Publikum so fantastisch gefeiert zu werden, ist Balsam auf unseren Seelen nach so vielen Starts ohne Zuschauer“, sagte Sandra Auffarth.
Kursdesigner Rüdiger Schwarz war zufrieden mit dem Tag. Seine Rechnung war aufgegangen. „Es gibt drei Dinge, die mir wichtig sind: dass wir spannenden Sport sehen, dass die Besten an der Spitze stehen und dass nichts passiert. Das hat heute gut geklappt.“
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