26.06.2023
Jubiläum, Ehre und große Vorfreude: Im Gespräch mit Prof. Dr. Hermann Bühlbecker vor dem CHIO Aachen 2023
Wenn man mit Prof. Dr. Hermann Bühlbecker über den CHIO Aachen spricht, dann spürt man eine authentische Leidenschaft für die Veranstaltung und für den Reitsport. Seit mittlerweile 25 Jahren ist der Alleininhaber der „Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Henry Lambertz“ mit seinem Traditionsunternehmen Partner des CHIO Aachen. Wir haben mit ihm über dieses Jubiläum, eine unerwartete Ehrung und den Stellenwert des CHIO Aachen-Eröffnungsabends gesprochen.
Wenn Sie den Blick zurück richten auf die 90er Jahre, können Sie sich noch an den Beginn der Partnerschaft von Lambertz und dem CHIO Aachen erinnern?
Der CHIO Aachen war ja schon immer ein großes sportliches Ereignis und der Vergleich, Tennis hat Wimbledon und Reiten hat Aachen, kommt ja nicht von ungefähr. Und da schließt sich auch ein bisschen der Kreis, weil ich gemeinsam mit Michael Mronz hier in Aachen viele Jahre lang ein Tennisturnier ausgerichtet habe. Als er sich Ende der 90er dann dem Reitsport zugewandt hat, ist irgendwann die Idee entstanden, dass wir uns mit Lambertz beim größten Reitturnier der Welt, direkt vor unserer Haustür, als Sponsor einbringen. Nun ist daraus eine 25-jährige Partnerschaft geworden. Das ist natürlich schön und wir schätzen das bei Lambertz auch. Wir sind ein Familienunternehmen und arbeiten seit jeher in vielen Bereichen nachhaltig, so auch in unseren Sponsorings oder Veranstaltungen wie der Lambertz Monday Night oder der Media Night, mit der wir den Eröffnungstag nochmal auf ein neues Level gehoben haben.
Sie sprechen Lambertz an, aber auch der CHIO Aachen ist bekannt dafür, dass Partnerschaften teils schon mehrere Jahrzehnte währen. Wie wichtig ist Ihnen als Unternehmer eine solche Kontinuität?
Das ist eine gute Frage. Wir sind als ein Familienunternehmen, das bis 1688 zurückgeht, ohnehin auf Langfristigkeit ausgerichtet. Und auch in der aktuell wirtschaftlich schwierigen Situation sagen wir immer, wir haben schon Kriege überstanden und schwere wirtschaftliche Zeiten erlebt und haben das Unternehmen trotzdem am Markt gehalten. Ich denke, das ist etwas, das uns leitet – Kontinuität. Wenn man im Sponsoring ständig den Partner wechselt, dann ist es auch sehr schwer einen glaubhaften Nutzen rüberzubringen. Und Glaubwürdigkeit ist hier das entscheidende Stichwort. Der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker schrieb mir einmal: „Wenn ich an Aachen denke, denke ich an Karl den Großen, Lambertz und die Pferde.“ Das ist eine tolle Kombination und die muss man pflegen. Diese Dinge machen eine Stadt aus und sind wirklich unverzichtbar. Und ich glaube, je enger und je langfristiger man zusammenarbeitet, umso mehr kann man für alle Seiten, letztlich auch für die Stadt, für den CHIO Aachen, für die Pferde, für die Firma, für die Aachener Printen, für die Stadt Karls des Großen, das Beste daraus machen.
Sie haben den Stellenwert angesprochen, gerade von Lambertz, vom CHIO für die Stadt Aachen. Blicken wir auf den Dienstag, auf die Eröffnungsfeier. Das britische Königshaus ist vor Ort und wird durch Ihre Königliche Hoheit The Princess Royal, Prinzessin Anne, vertreten sein. Welchen Stellenwert hat dieser Tag für die Kaiserstadt? Gerade auch in Verbindung mit der Media Night, die ja immer wieder auch sehr viele Persönlichkeiten nach Aachen lockt?
Ich finde, das wurde in Aachen sehr oft unterschätzt in der Vergangenheit. Dieser Eröffnungsabend, der ist eminent wichtig, weil am nächsten Tag ein enormer medialer Wert erzeugt wird. Wenn man mal sieht, wie schön man das verbinden kann – diese spektakuläre Eröffnungsshow und die Media Night mit dem tollen Catering und interessanten Gästen. Alles, was wir da unternehmen, hilft die Reichweite zu vergrößern. Und wenn dann auch noch Königshäuser und Prominente hierherkommen, hilft das, auf den Stellenwert dieses Turniers hinzuweisen und seine Bedeutung weltweit zu kommunizieren. Den Reitsportleuten müssen wir das nicht erklären! Aber der Reitsport ist ja nicht wie Fußball oder wie eine Zeit lang auch Tennis. Reitsport ist nicht jedem so vertraut. Und ich finde, wir haben die Aufgabe, ich auch als Beirat, dieses Turnier seiner Bedeutung gemäß in der Öffentlichkeit zu platzieren. Dabei hilft uns dieser Eröffnungsabend, in diesem Jahr mit dem Partnerland Großbritannien ganz besonders. Die Prinzessin als Vertreterin des Königshauses dabei zu haben, ist eine fantastische Geschichte. Sie ist dem Sport als ehemalige erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin selbst sehr verbunden und kann den CHIO Aachen dadurch wirklich glaubwürdig eröffnen. Das ist schon etwas Besonderes.
Was verbinden Sie persönlich mit unserem diesjährigen Partnerland Großbritannien?
1993 habe ich dem heutigen König Charles auf Bitte von Hans-Dietrich Genscher (ehem. Außenminister, Anm. d. Red.) im Schloss Windsor Printen-Teig und Marzipan übergeben. Ein paar Jahre später haben wir uns beim deutschen Nachhaltigkeitspreis wiedergesehen. Es gibt also eine gewisse Verbindung zum Königshaus. Auch darüber hinaus liegt mir Großbritannien sehr am Herzen, ich bin oft in London und seit knapp 18 Jahren Teil der Elton John Aids Foundation. Als Firma Lambertz liefern wir natürlich auch nach Großbritannien. Somit war und ist Großbritannien immer schon eines meiner zwei, drei Wunschländer für das CHIO-Partnerland und das passt dieses Jahr.
Für Sie wird der CHIO Aachen 2023 aber aus noch einen anderen Grund in diesem Jahr etwas Besonderes. Sie werden kommende Woche mit dem Preis der Stadt Aachen geehrt, der jedes Jahr an Personen verliehen wird, die sich in besonderer Weise um den CHIO Aachen verdient gemacht haben. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Ich habe ja tatsächlich schon mal den einen oder anderen Preis in Empfang nehmen dürfen. Vom Land Nordrhein-Westfalen, vom Bund oder von Bill Clinton. Aber ich muss sagen, von der Stadt Aachen habe ich noch nie einen Preis bekommen (lacht) und das, obwohl wir uns Aachen gegenüber ja auch sehr verbunden fühlen. Nicht, weil ich in Aachen geboren oder groß geworden bin, sondern die Firma heißt ja tatsächlich „Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Henry Lambertz GmbH & Co. KG“ und das Produkt, das man vielleicht am meisten mit Aachen verbindet, ist die Aachener Printe. Es ist natürlich schön, wenn man dann diesen Preis bekommt – insbesondere für das Engagement beim CHIO Aachen. Ich denke, wenn man 25 Jahre dabei ist und versucht hat, hier und da mal ein bisschen mitzuhelfen, dann freut es einen, wenn das anerkannt wird.
Freuen werden sich beim CHIO Aachen auch die Teamreiterinnen und -Reiter, die den Lambertz Nationenpreis gewinnen. Sie sind ein großer Sportsfreund und werden nach den 25 Jahren bestimmt mittlerweile auch etwas von der Dressur verstehen. Wie sehr können Sie sich dafür begeistern?
Dressur ist tatsächlich ein Sport wie manch anderer, zum Beispiel Golf, den muss man verstehen und dann begeistert man sich auch dafür. Aber ich war tatsächlich schon vor meinem Engagement hier beim CHIO Aachen reitsportbegeistert. Als kleiner Junge habe ich mir von Legenden wie Hans-Günter Winkler oder Piero und Raimondo D’Inzeo Autogramme geholt. Das Interesse war also immer schon da, ich habe es nur nie selbst gemacht. Aber ich finde es seit jeher großartig, dass wir dieses Ereignis hier in Aachen haben.
Jetzt haben wir dieses Jahr ein enorm starkes Starterfeld in der Dressur. Neun Reiterinnen und Reiter aus den Top Ten sind da – das ist ja wieder vergleichbar mit Wimbledon.
Im Laufe der vergangenen Jahre ist es wieder richtig spannend geworden. Ich kann mich noch an Jahre erinnern, in denen ich schon vorher wusste, dass ich den Nationenpreis an das deutsche Team übergeben werde. Insofern ist es für den Dressursport einfach schön, dass das Spitzenfeld wieder breiter geworden ist. Natürlich haben wir immer noch die tollen Reiterinnen und Reiter und sie zählen immer noch zu den Favoriten. Aber es kann auch immer mal jemand anders gewinnen. Und das ist ja das Schöne am Sport, insofern freue ich mich auf die Dressur-Konkurrenz im Einzel und besonders natürlich in der Mannschaft.
Die Frage, welche Disziplin Ihnen am nächsten ist, dürfte dann schwierig zu beantworten sein?
Ich habe mir gedacht, dass diese Frage kommt und ich habe gehofft sie gekonnt zu umgehen (lacht). Ich finde es auch nicht gut, wenn man Dinge miteinander vergleicht, die eigentlich nur schwer vergleichbar sind. Ich gebe zu, dass der Springsport natürlich spektakulärer ist. Ein direkter Vergleich würde aber einer vermeintlich unspektakulären Disziplin Unrecht tun. Wir können froh sein, dass wir so viele unterschiedliche Disziplinen in Aachen haben und dass diese auch alle, und das ist ein Kompliment an die Aachener, wirklich ihre verdiente Aufmerksamkeit bekommen. Wie viele Aachener zum Beispiel am Samstag im Gelände unterwegs sind oder wenn das Publikum im Deutsche Bank Stadion derart innehält, dass man dort eine Münze fallen hören würde – das ist wirklich faszinierend. Diese Begeisterung sollten wir zu schätzen wissen.
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