05.07.2025

CHIO Aachen 2025: Tim Price und Team Neuseeland gewinnen UBS-Cup

Einmal mehr hat das Gelände die Rangierung im UBS-Cup gehörig durcheinander gewürfelt. Nicht einmal die derzeit dominanten Briten blieben verschont von ungeplanten Zwischenfällen. Die lachenden Gewinner auf ganzer Linie waren die Neuseeländer. Und der neue Kursdesigner Giuseppe Della Chiesa.

Zum zweiten Mal nach 2018 konnte Neuseeland den UBS-Cup beim CHIO Aachen gewinnen. Mit 108,5 Minuspunkten ließen sie die USA (117,2) und Großbritannien (134,1) hinter sich. Das hatte nach der Dressur noch ganz anders ausgesehen. Aber spätestens nach dem Auftritt der Neuseeländerin Monica Spencer mit ihrem Englischen Vollblüter Artist war klar, dass es kaum möglich sein würde, in die Bestzeit zu reiten. Tatsächlich waren sie auch nur eine Sekunde langsamer als die Idealzeit von 06:35 Minuten. Aber besser ging es einfach nicht. Ob der neue Parcourschef Giuseppe Della Chiesa erwartet hatte, dass jemand in die Zeit kommen würde? „Ich bin ehrlich – nein. Aber die Reiter haben einen guten Job gemacht. Sie haben zuerst auf die Hindernisse geachtet, dann auf die Zeit.“ Deren Einfluss auf die Rangierung dementsprechend groß war.

 

Monica Spencer und Artist hatten die Grundlage für den späteren Sieg der Neuseeländer geschaffen. Ihr furioser Auftritt katapultierte sie von Rang 19 auf den sechsten Platz in der Einzelwertung. Ihre Teamkollegen zogen nach. Clarke Johnstone und sein Hannoveraner Diacontinus-Sohn Rocket Man lieferten eine solide Runde, wurden am Ende Neunte. Samantha Lissington und Lord Seekönig lösten an Hindernis 21, einem Gatter, das Sicherheitssystem aus, kamen aber ins Ziel. Den Sieg für Neuseeland perfekt machten Tim Price und sein 15-jähriger Holsteiner Contender-Sohn Vitali. Sie gingen als letztes Paar des Tages auf die Strecke und hatten am Ende die viertschnellste Zeit. Damit war dem Team der zweite Aachen-Triumph nach 2018 sicher. Und Tim Price, der schon so oft die Weltrangliste der Vielseitigkeit angeführt hat, aber noch nie in Aachen siegen konnte, hat nun einen Platz an der Ehrentafel des CHIO Aachen.

 

Die Briten hatten einen turbulenten Tag. Gemma Stevens’ Flash Cooley machte seinem Namen alle Ehre und war wie der Blitz im Gelände unterwegs. Die drittschnellste Zeit bedeutete schließlich Rang drei in der Einzelwertung. Auch für Tom McEwen lief es wie am Schnürchen. Nach Dressur und Springen als Dritter bereits in Lauerstellung mit Brookfield Quality, konnten die beiden im Gelände noch einen Platz gutmachen und belegten schließlich Rang zwei in der Einzelwertung. Aber bei ihren Teamkolleginnen gab es Probleme. Bubby Upton und Cannavaro hatten einen Vorbeiläufer am letzten Element des Coffins am Boss-Komplex. Die Mannschaftsolympiasiegerin und Einzel-Bronzemedaillengewinnerin von Paris, Laura Collett, erwischte es mit Dacapo im Rolex Wasser, ebenfalls ein Vorbeiläufer. Beides kostete zudem Zeit und damit am Ende auch den Sieg. Rang drei für die Briten.

 

Sie machten den Weg frei für die USA. Die Aachen-Sieger von 2021, William Coleman und Off The Record waren als Vierte der Einzelwertung bestes Paar der Mannschaft. Dahinter reihte sich Boyd Martin mit Commando ein. Er habe sich heute besonders viel Mühe gegeben, erzählte er später. Nicht etwa, weil es sein erster Start hier in Aachen war, sondern weil seine Mutter zugeschaut hat. Sie konnte stolz sein auf ihren Sohn. Komplettiert wurde die Mannschaft durch Phillip Dutton mit Possante auf Rang elf und Caroline Pamukcu, die mit HSH Blake heute den Tag eröffnet hatte und ihn auf Platz 27 beendete.

 

Und Team Deutschland? Belegte schlussendlich Rang vier mit 138,6 Minuspunkten. Jérôme Robiné und Black Ice waren ja schon nach Dressur und Springen bestes Paar gewesen und lieferten einen souveränen Geländeauftritt. Aber auch sie hatten Zeitfehler, so dass es schlussendlich Platz acht wurde für sie. Anna Siemer und Butts Avondale waren 17. Calvin Böckmann und Altair de la Cense beendeten an 23. Stelle. Libussa Lübbeke und Caramia hatten bereits an Hindernis 7, dem Turkish Airlines Komplex, einen Vorbeiläufer, brachten das Gelände danach aber gut hinter sich.

 

Stimmen

Jonathan Paget, der Teamchef der Neuseeländer, sagte: „Aachen ist ein schwieriges Turnier und wir hatten gehofft, gut abzuschneiden und alles gegeben, um vorne dabei zu sein. Die Reiter waren super. Und wir danken den Besitzern der Pferde, dass sie uns erlaubt haben, die Pferde herzubringen. Für uns ist Aachen wie eine Europameisterschaft, da wir keine haben.“

 

Wie Tim Price sich nun nach seinem ersten Sieg in Aachen fühlt? „Es braucht noch Zeit, bis es angekommen ist. Erstmal ist man konzentriert und dann ist das Team das Wichtigste. Als ich ins Ziel kam, war ich nicht sicher ob ich gewonnen habe, weil die Zuschauer immer klatschen, egal wie gut man es gemacht hat. Aber ich war echt glücklich festzustellen, dass ich mit diesem Spitzenpferd gewonnen habe.“ Besonders im Gelände sei er großartig zu reiten. Und heute kam noch der Aachen-Faktor hinzu: „Ich habe die Atmosphäre vom ersten Sprung an auf- und über den ganzen Kurs mitgenommen. Es waren sehr enthusiastische Zuschauer“, beschrieb er sein Gefühl auf der Strecke.

 

Tom McEwen fand lobende Worte für den Aufbau von Giuseppe Della Chiesa. „Der Kurs war toll. Er ließ sich wirklich flüssig reiten. Ich habe es regelrecht genossen, ihn zu reiten.“ Aber auch er bestätigte: „Die Zeit war knapp. Ich hätte nicht mehr viel einsparen können.“

 

Der gelobte Parcoursdesigner zog ebenfalls ein positives Fazit seines ersten CHIO Aachen-Einsatzes, gab die Lorbeeren aber sogleich an sein Team und den Veranstalter weiter: „Wohin auch immer man geht, es ist immer die Leistung eines Teams. Rüdiger (Schwarz) hat mir geholfen. Er sagte, der Kurs sei nicht schlecht“, berichtete er mit Augenzwinkern. Und: „Es ist toll, hier in Aachen zu arbeiten. Wir Aufbauer bringen die Ideen ein, aber sie müssen auch umgesetzt werden.“ Und sie müssen geritten werden. Dazu Della Chiesa: „Die Reiter haben einen fantastischen Job gemacht. Sie haben den Kurs respektiert und dafür gesorgt, dass die Pferde in einer guten mentalen Verfassung sind. Sie haben einige gute Bilder für den Sport geliefert.“

 

Stürze gab es auch, aber alle gingen glimpflich aus. Zwei Pferde wurden tierärztlich untersucht, aber auch hier konnte Entwarnung gegeben werden. Es ist nichts Schlimmes passiert. CHIO Aachen-Sportchefin Birgit Rosenberg zog ein äußerst positives Fazit, vor allem auch in Hinblick auf die Weltmeisterschaften im kommenden Jahr: „Wir freuen uns auf die Weltmeisterschaft. Das war das Testevent. Wir haben super Sport gesehen.“

 

Ob die Neuseeländer heute noch feiern? „Wir müssen mal gucken, wann wir zum Flughafen müssen“, kam es etwas zögerlich zurück. Wenig später öffnete sich die Tür zum Pressekonferenzraum und herein kam Tim Price’ Frau Jonelle, die als Einzelreiterin unterwegs gewesen war und brachte zusammen mit einem Helfer Drinks für ihre siegreichen Landsleute. Cheers, Kiwis!

Siegerehrung beim CHIO Aachen auf dem Rasen des Hauptstadions. Vier Reiterinnen und Reiter sitzen in Turnierkleidung auf ihren Pferden, die Siegerdecken mit UBS-Logo tragen und halten Blumensträuße hoch. Vor den Pferden stehen mehrere Personen, darunter Offizielle und Ehrengäste, mit Geschenken und Blumen. Im Hintergrund sind volle Tribünen mit zahlreichen Zuschauern zu sehen, links steht eine Stele mit dem Logo des CHIO Aachen und UBS.

Das Foto zeigt den Sieger im UBS-Cup, Tim Price, und seine Teamkollegen, mit denen er auch in der Mannschaftswertung siegreich war, sowie den neuseeländischen Chef d'Equipe Jonathan Paget, Christine Novakovic (Head of Global Wealth Management EMEA bei UBS), FN-Präsident Prof. Martin Richenhagen und ALRV-Aufsichtsratsmitglied Jürgen Petershagen. (Foto: CHIO Aachen/Jasmin Metzner).