30.06.2023
McLain Ward: „Es ist eine riesige, eine historische Herausforderung“
Schon lange zählt er zu den erfolgreichsten Reitern der Welt. Nach seinen Major-Siegen in Genf und bei den The Dutch Masters hat McLain Ward beim CHIO Aachen die Chance, den Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen. Ein Gespräch mit dem 47-jährigen US-Amerikaner.
McLain, diese Woche in Aachen ist eine ganz besondere Woche für Sie. Sie sind die zweite Person in der Geschichte, die die Chance hat, ein Grand-Slam-Sieger zu werden. Sind Sie aufgeregt?
Ja, das ist aufregend. Es ist eine riesige, eine historische Herausforderung – aber eine, der ich schon sehr nahegekommen bin. In Aachen zu gewinnen, ist für jeden Reiter etwas ganz Besonderes. Mit dem Grand Slam-Titel vor Augen, wird es noch besonderer.
Sie haben den Rolex Grand Prix in Genf und in s‘-Hertogenbosch jeweils mit HH Azur gewonnen. Wird sie auch ihre Partnerin am Sonntag sein?
Das ist der Plan. Aber es ist eine lange Woche hier in Aachen und ich muss mich für den Rolex Grand Prix qualifizieren. Das zu schaffen, hat erstmal Priorität. Aber wenn in dieser Woche alles nach Plan läuft, wird „Anni“ (HH Azur, Anm. d. Red.) meine Wahl für den Sonntag sein.
Was macht HH Azur für Sie so besonders?
Oh, sie ist eine wahre Königin für mich, eine großartige Kämpferin mit einem sehr großen Herzen. Sie gibt mir immer das Vertrauen, dass ich im entscheidenden Moment alles riskieren kann. Sie ist einfach eine bemerkenswerte, sehr intelligente Stute mit einer unglaublichen körperlichen Begabung, der ich ganz viele unbeschreiblich schöne Momente verdanke.
Sie haben davon gesprochen, wie besonders der Sieg hier in Aachen für Sie wäre. Für den Rolex Grand Slam ist es auch ein ganz besonderes Jahr. Die Serie feiert in diesem Jahr ihr 10-jähriges Bestehen. Wie sehr hat sie den Reitsport verändert?
Diese Serie hat unseren Sport auf ein großartiges Niveau gehoben. Die vier Majors gehören zu den prestigeträchtigsten Veranstaltungen in unserem Kalender, jeder von uns Reitern möchte im Laufe seiner Karriere zumindest eines dieser traditionsreichen Springen gewinnen. Somit richten wir alle unsere Pläne für die Spitzenpferde speziell nach diesen Turnieren aus und versuchen, bestmöglich vorbereitet zu diesen Turnieren anzureisen. Dadurch ist das Niveau des Sports, das die vier Majors bieten, wirklich einmalig.
Bislang gibt es mit Scott Brash (GBR) nur einen Rolex Grand Slam-Sieger. Was macht es so schwierig, diese Serie zu gewinnen?
Ich denke, drei oder vier dieser Majors in seinem Leben zu gewinnen, ist schon schwierig. Aber sie hintereinander zu gewinnen, ist wirklich eine riesige Herausforderung. Der Reiter muss fit sein, das Pferd muss gesund sein. Dafür bedarf es ein unglaubliches Management und ein großartiges Team, das hinter dir steht. Und dann gibt es in jedem Springen noch eine ganze Menge andere Weltklasse-Reiter, die auch gewinnen möchten.
Sie haben in Ihrer Karriere schon so viele Erfolge gefeiert. Auf der Siegertafel in Aachen allerdings fehlt ihr Name noch …
Ich wollte schon immer unbedingt auf die berühmte Siegertafel hier in Aachen. Vielleicht wollte ich es manchmal auch zu sehr. Der Rolex Grand Prix von Aachen ist wie ein Mädchen, in das ich verliebt bin, mit dem ich aber bisher nie ein Date bekommen habe. Aber bevor wir das Ende der Tafel erreicht haben, stehe ich drauf. (lacht)
Es gab ja auch schon einmal einen Reiter, der sich selbst auf der Tafel verewigen wollte …
Ja, ich erinnere mich an diese Geschichte aus dem Jahr 2012, als Michael Whitaker am Samstagabend seinen Namen mit Edding auf die Tafel geschrieben hat. Und am Sonntag hat er tatsächlich den Rolex Grand Prix gewonnen. Das war die kühnste Aktion, die ich je erlebt habe. Diesen Mut und diese Zuversicht habe ich aber nicht (lacht).
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