01.07.2023
Deutschland erobert SAP-Cup zurück, Weltmeisterin Ingham gewinnt Einzelwertung
Hoch spannender Abschluss im SAP-Cup 2023! Wer gewinnt – USA, Deutschland oder Großbritannien? Darüber hat heute die Geländestrecke beim CHIO Aachen 2023 entschieden – allerdings erst beim jeweils letzten Reiter. Die Antwort in der Mannschaftswertung lautete Deutschland und in der Einzelwertung Yasmin Ingham (GBR).
Mit 104,9 Minuspunkten setzte sich die Mannschaft um Equipechef Peter Thomsen gegen die USA (108,2) und Großbritannien (136,6) durch. Bis zum letzten Paar dieser drei Mannschaften war noch alles offen. Die USA führten, aber nur mit wenigen Zeitfehlern Vorsprung. Will Coleman und Off the Record, die Gewinner der Einzelwertung 2021, gingen als letzte auf die Strecke. Sie sahen super aus. Bis zum Turkish Airlines-Komplex: Vorbeiläufer und vorbei auch die Träume vom ersten Sieg der USA.
Michael Jung und fischerChipmunk FRH gingen als nächste auf die Strecke. Die 20 Minuspunkte von Will Coleman hatten Deutschland in Führung gebracht. Malin Hansen-Hotopp auf Carlitos Quidditch, Christoph Wahler und Carjatan S und Sandra Auffarth mit Viamant du Matz waren allesamt ohne Hindernis- aber mit Zeitfehlern ins Ziel gekommen. Innerhalb der erlaubten Zeit zu bleiben, war bis dato keinem der Paare gelungen. Aber Jung und Chipmunk mussten zumindest in die Nähe der Bestzeit kommen, wenn sie ihre Führung gegen die Briten verteidigen wollten. Natürlich immer vorausgesetzt, dass deren Schlussreiter Tom McEwen auf JL Dublin so abliefern würde, wie es von ihm zu erwarten war.
Michael Jung und Chipmunk legten eine Bilderbuchrunde hin: 2,8 Zeitfehler, die drittbeste Geländeleistung nach denen von Christoph Wahler auf Carjatan S und Yasmin Ingham mit Banzai du Loir, die jeweils nur 1,6 Strafpunkte für die Zeit kassiert hatten. Jetzt kam es auf Tom McEwen und JL Dublin an. Um es kurz zu machen: Auch die britischen Siegträume endeten am Turkish Airlines-Komplex mit einem Vorbeiläufer.
Damit stand nicht nur Deutschland als Mannschafts-, sondern auch Yasmin Ingham als Einzelsiegerin fest. Denn Tom McEwen und sein Holsteiner Diarado-Sohn – von dem er sagt, er sei „wahrscheinlich noch unglaublicher“ als sein Mannschaftsolympiasieger und Einzelsilbermedaillengewinner Toledo de Kerser – hatten nach Dressur und Springen in Führung gelegen.
Weltmeisterin Yasmin Ingham war im Ziel überglücklich: „Ich bin ziemlich sprachlos“, war ihre erste Reaktion. „Ich bin sehr glücklich, hier zu sein und mein Land zu repräsentieren.“ Und noch mehr Glück hat sie mit ihrem Pferd, scheint es. „Mein wunderbares Pferd hat alles richtig gemacht. Seine Leistung in jeder Phase war tadellos. In der Dressur gibt es noch Feinheiten, an denen wir arbeiten können und nach dem Springen hätte ich mich selbst in den Hintern beißen können, dass ich zu langsam geritten bin. Aber diesen Frust habe ich so kanalisiert, dass ich heute im Gelände beeindrucken konnte.“ Und das hat tadellos funktioniert. Mit 27,1 Minuspunkten hatte sie einen Zehntel Punkt Vorsprung auf Michael Jung. Dahinter folgte mit einigem Abstand (33,7) die US-amerikanische Kentucky-Siegerin Tamra Smith auf Mai Baum vor Christoph Wahler und Carjatan S, die sich mit ihrer großartigen Geländeleistung 22 Plätze (!) nach vorne arbeiten konnten.
Michael Jung fasste seine Eindrücke von der Geländestrecke, für deren Aufbau wie immer Rüdiger Schwarz verantwortlich zeichnete, wie folgt zusammen: „Der Kurs war schön zu reiten. Aber je schneller man reitet, desto höher ist das Risiko und das kann zu Fehlern führen.“ Damit erklärten übrigens auch Will Coleman und Tom McEwen ihre Vorbeiläufer. Alles in allem waren die Reiter sich einig, dass es eine Strecke war, die fair, aber anspruchsvoll war.
EquiRatings hatte im Vorfeld eine Statistik aufgestellt, der zufolge das diesjährige CHIO Starterfeld in Bezug auf die Leistungen der Pferde das stärkste CCI4*-S Starterfeld seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2015 war. Derselben Statistik zufolge wären Michael Jung und Chipmunk die sichersten Sieganwärter gewesen, gefolgt von Mai Baum mit Tamie Smith und Banzai du Loir mit Yasmin Ingham – die dann ja auch die ersten drei Plätze unter sich ausmachten.
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